Konzept


09. September 2025

Jede Ausgabe unserer Reihe soll zum Ort einer hermeneutischen Begegnung werden, die ein paradoxales Moment freisetzt. Sie lassen Konturen einer Gegenwelt zum zynischen Reich des Bestehenden, seinen Diskurs- und Vorstellungskomplexen aufscheinen. Die Lektüre selbst versteht sich so als Geste des Widerstands: sie ist Suche nach dem im Text Verdrängten - einem Außen, das uns erlaubt »auf den status quo zu blicken, um die Selbstverständlichkeit und Natürlichkeit aufzuheben, mit denen sich dieser ummantelt; um den Mechanismus der Macht, der ihn aufrechthält, zu dekonstruieren; um ihn zu transzendieren« (Donatella Di Cesare). 

Sein ausdrücklich dialektischen Charakter liegt dem editorischen Projekt formal eingezeichnet in seiner besonderen, auf die virtuell unendliche Fortführung des Lesens und Interpretierens ausgerichteten Struktur. Anmerkungen, insbesondere in Form von Marginalia, sollen jede Lektüre nach Bedarf ergänzen, vervielfachen, unterbrechen. Dieser Editionsstruktur liegt die Suche nach einer »Praxis des Lesens« zu Grunde, die »grundsätzliche Fragen über das Denken und Handeln« hervorruft (Haim Ben-Abraham). In ihrer Form reflektiert die Reihe somit ihren idealen Bestimmungsort: eine Gemeinschaft des Dialogs und der Kontroverse darüber, was sich der (selbst-)zerstörerischen Immanenz des Bestehenden als seine mögliche Aufhebung offenbart. Eine Gemeinschaft, die vertraut auf die »Möglichkeit geschichtlicher Überwindung von geschichtlich Gewordenem« (Moshe Zuckermann).